Sie sind praktisch, passen in jede Brieftasche und lassen sich
mittlerweile bestens in Netzwerke integrieren. Die Rede ist von
Chipkarten, die mehr und mehr die Vision einer „Smart City“ heranreifen
lassen.
Zugegeben: noch handelt es sich um Zukunftsmusik, die jedoch in China bereits anklingt. So haben 72 Städte im „Reich der Mitte“ laut einem Bericht der „Beijing Youth Daily“ bereits im Jahr 2010 Chipkarten eingeführt, mit denen sich Ermäßigungen im öffentlichen Nahverkehr nutzen sowie Waren und Dienstleistungen bezahlen lassen. Aktuell werden bereits 150 Millionen Chipkarten auf diese Weise genutzt und neben den vier Metropolen sind auch 90 Prozent der Provinzhauptstädte mit dabei.
Wie man an
diesem Beispiel sieht, sind Chipkarten dank ihrer ausgezeichneten
Technik sehr vielseitig einsetzbar. Diese und weitere Funktionen werden
erst möglich durch die integrierten Betriebssysteme auf der Plastikkarte ermöglicht. Auch bei uns zu Lande werden Chipkarten mehr und mehr im öffentlichen Leben eingesetzt.
Vernetzung durch Chipkarten in Deutschland
In Deutschland stecken vergleichbare Versuche noch in den Kinderschuhen, es werden allerdings immer wieder vielversprechende Anläufe unternommen. So ermöglicht das „eTicket Deutschland“ beispielsweise die flexible Ticketerfassung und -berechnung während der Fahrt mit einem öffentlichen Verkehrsmittel. Kunden benötigen eine spezielle Chipkarte oder ein NFC-fähiges Smartphone. Chipkarte oder Handy werden nun bei Betreten und Verlassen der Bahn oder des Busses vor das Lesegerät gehalten. Dadurch werden Startpunkt und Ziel erfasst und gespeichert. Dieses System gibt Nutzern die Möglichkeit ihre Fahrt vollkommen flexibel zu gestalten und Ihr Reiseziel erst während der Fahrt festzulegen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier: http://www.eticket-deutschland.de/
In Dresden wurden die so genannten ALLFA-Tickets verkauft, wohinter sich ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit Namen „intermobil Region Dresden“ verbarg. Die Chipkarten wurden von Fraunhofer IVI und Siemens VDO in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Oberelbe, den Dresdner Verkehrsbetrieben, der DB Regio Verkehrsbetrieb Sachsen u. a. Partnern ausgegeben und galten auch in einem Parkhaus am Dresdner Hauptbahnhof. Vergleichbare Projekte existierten bei der Saarbahn GmbH, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) sowie in der Verkehrsgemeinschaft Niederrhein (VGN). Allen Chipkarten-Systemen ist bzw. war gemeinsam, dass es sich um Modellversuche handelte und bislang keine Weiterführung beschlossen wurde.
Anders sieht das bei der Kolibricard im Kreisverkehr Schwäbisch Hall und dem angrenzenden HNV mit Städten wie Heilbronn, Eppingen und Mosbach aus, wo sich das flexible Ticketsystem mittlerweile durchgesetzt hat.
Ausblick: welche Vernetzungsmöglichkeiten existieren?
In kleineren und geschlossenen Systemen führen Plastikkarten bereits zu einer Vernetzung. Neben dem öffentlichen Nahverkehr lassen sich noch eine Fülle anderer Szenarien denken. So schließen sich mehr und mehr Arztpraxen zum Zweck des elektronischen Datenaustauschs via Chipkarte zusammen, in Fußball-Arenen werden die Karten als Bezahlsystem und teilweise als Zugangskontrolle genutzt und auch in Unternehmen lassen sich die Bereich Zugang und Abrechnung, etwa in der Kantine, ideal kombinieren. Der Mitarbeiterausweis aus Plastik ist in vielen Unternehmensbereichen nicht mehr wegzudenken. Auch Universitäten haben die Zeichen der Zeit entdeckt und präsentieren mittlerweile Studentenausweis in Form einer Chipkarte. In einigen Universitäten kann auf den Studierendenausweis Geld aufgeladen werden, um so in der Mensa das Essen gezahlt werden. Er dient aber auch als Speicherkarte, um Bücher aus der Bibliothek auszuleihen und um Daten des Prüfungsamtes zu erfassen.
Ob und wann das Arbeiten mit elektronischen Chipkarten sinnvoll ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Fakt ist, dass immer wieder auch Datenschützer auf den Plan treten und manche Aspekte der neuen Technologien kritisieren. Angesichts der enormen Vereinfachungspotenziale dürfte sich der Trend zur vielseitigen Plastikkarte jedoch kaum aufhalten lassen.
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