Allein aus dem umwelttechnischen Aspekt ist die Minimierung von
Plastik ein wichtiges Unterfangen der kommenden Jahre. Nicht nur die
Plastiktüte soll aus dem Handel und somit aus den Weltmeeren
verschwinden, auch so manche Plastikkarte könnte es bald nicht mehr geben.
Denn der technische Fortschritt steht nicht still. So manche Lösung
könnte die kleine Plastikkarte aus Geldbörse und Co vertreiben. Wir
haben mal einige auf ihre Vor- und Nachteile geprüft.
Könnten Bargeld und EC-Karten verschwinden?
Experten prophezeien es bereits seit Jahren. Das Bezahlen, wie wir es derzeit kennen, wird sich verändern. Sowohl Bargeld, als auch EC- und Kreditkarten sollen verschwinden. Das Bezahlen per Smartphone und Handy rückt immer weiter vorwärts. Eine Variante ist dabei mittels QR-Code. Andere funktionieren per Funkchip. Diese haben doch nicht selten zumindest die Plastikkarte inbegriffen. Doch in so manchen Supermärkten kann bereits nur noch mit dem Handy gezahlt werden: „Valuephone“ ist eines der möglichen Lösungen, die bei „Edeka“ und „Netto“ eingesetzt wird. Im Taxi per App bezahlen? Mit „Paij“ ist das auch kein Problem. Zahlreiche verschiedene mobile Bezahlsysteme sind zumeist regional im Test, manche Städte wie beispielsweise Willich am Niederrhein sind bereits fast ausschließlich auf solche Systeme umgestellt. In über 100 Geschäften wird die Pizza, das Brötchen oder die Wurst mit dem mobilen System „Kesh“ der BIW Bank gekauft. Das Zahlen per Handy geht schneller und ist hygienischer, weil es kontaktlos ist. Doch wo Vorteilen sind, gibt es auch Nachteile: der Datenschutz. Wer per App bezahlt, riskiert, dass alles aufgezeichnet wird, über Funkdaten übertragen, im Netz gespeichert wird. Befürworter werden nun meinen, dass mit der Karte Ersteres ebenso geschieht. Doch Dinge wie das Bankgeheimnis beruhigen den Verbraucher dabei meist. Ihre Einkäufe werden mittels EC-Karten zudem nicht durchs Netz gejagt. Ganz anonym geht es mit dem Bargeld. Aber was wird nun die Zukunft? Allein diese kann es zeigen!
Löst die eSIM die SIM-Karte ab?
Sowohl im Handy als auch im Netbook läuft ohne eine austauschbare Plastikkarte nichts. Die SIM-Karte ermöglicht Netz- und Internetverbindungen. Doch auch sie könnte bald ausgedient haben und die eSIM könnte die SIM-Karte ablösen. Die eSIM kommt – ausführlich „embedded SIM“. Diese kleine Stück Plastik wird fest in Handys und Co installiert und beim Betreiberwechsel nicht mehr ausgetauscht. Stattdessen werden die Daten ebenso drahtlos übertragen und gespeichert. Der Vorteil: Die eSIM braucht deutlich weniger Platz in den immer kleiner werdenden Geräten und kann mit anderen Systemen zusammenarbeiten. So können Handy, Tablet und Co noch unkomplizierter miteinander verbunden werden – der Datentarif ist auf allen Geräten nutzbar. Doch auch hier schlagen Datenschützer Alarm. Denn die Übertragung der Daten funktioniert aus dem Internet. Niemand weiß, an welchen Möglichkeiten Hacker jetzt schon tüfteln, um diese aufzustöbern. Doch die eSIM scheint nicht mehr aufhaltbar. Samsung und Vodafone haben sie bereits angekündigt, Apple eine Form längst im Einsatz. Die klassische Telefonkarte und ihre Funktionsweise haben damit bald ausgedient.
Lösen Apps die Kundenkarte ab?
Auch die klassische Bonuskarte mit Kundenbindung könnte bald aus dem Handel verschwinden. „Payback“, „Deutschland-Karte“ und Co bekommen digitale Konkurrenz. Lösungen wie „Shopkick“ drängen auf den Markt. Schlüsselgerät ist dabei erneut das Handy. Hier erhalten Kunden nicht erst beim Kauf, Bezahlen und Vorzeigen der Plastikkarte Bonuspunkte – mit der App reicht simples Betreten des Geschäftes. Wichtig ist nur eine aktive Bluetooth-Verbindung. Die Sender im Eingangsbereich des Ladens schicken die Kicks darüber aufs Handy. Aber auch Aufgaben im Laden können weitere „Punkte bringen“. Ab einer gewissen Zahl können dafür Prämien eingetauscht werden. Ein weiteres Beispiel hierfür ist auch die „Stocard-App“, die ebenso wie die Kundekarten funktioniert. Doch statt Plastik wird auch hier das Smartphone an der Kasse vorgezeigt. Der Sinn dieser Lösungen ist logisch: Die Kunden sollen in die Geschäfte gezogen werden und dort verweilen. Das machte die Plastikkundenkarte ebenso. Doch mit diesem System fällt ein Satz weniger häufig an der Kasse: „Verdammt, die habe ich zu Hause vergessen“. Denn das Handy hat fast jeder permanent bei sich. In zahlreiche Kaufhäuser, Elektrofachmärkte, Baumärkten und Parfümerien ist die App schon angeschlossen. Aber auch hier sei gewarnt: Die Daten werden mit großer Wahrscheinlichkeit für Marktforschung genutzt, der Mensch wird zum gläsernen Einkäufer. Zudem können dauernd aufpoppende Sonderangebote an so manchen Nerven zehren.
Löst eine Plastikkarte alle Kreditkarten ab?
Doch auch Plastikkarten selbst können den Plastikkarten Konkurrenz machen. So geschehen im Beispiel von „Coin“. Dahinter verbirgt sich eine Kreditkarte, die alle Daten aller Kreditkarten in sich vereint. Statt zehn verschiedene Plastikstücke im Portemonnaie mit sich herumzutragen, soll es nur noch diese eine sein, geht es zumindest nach dem amerikanischen Start-Up-Unternehmen aus San Francisco. Eine ähnliche Lösung bietet auch LG mit der „White Card“. Doch Experten zweifeln am Erfolg dieser Lösung. Denn gerade das Bezahlen mit dem Smartphone mache auch die Zusammenlegung von Kreditkarten überflüssig.
Fazit: Das Handy ist die größte Konkurrenz
Betrachtet man alle diese Entwicklungen resümierend, ist das Smartphone offenbar die größte Konkurrenz der Plastikkarte. Was selbst einst eine wechselbare Karte brauchte, wird zukünftig anders aufgestellt werden. Apps, Bluetooth und Internet machen es dann möglich, dass die Funktionen verschiedener Plastikkarten auf dem Handy landen. Werden wir uns irgendwann auch mit ihm ausweisen, als Mitarbeiter erkenntlich machen oder unsere Arbeitszeiten erfassen? Warum nicht! Die Zukunft wird es zeigen.
Bildquellen:
1. https://pixabay.com/de/finger-ber%C3%BChren-hand-struktur-769300/ Fotograf: geralt
2. https://pixabay.com/de/geld-karte-gesch%C3%A4ft-kreditkarte-256314/ Fotograf: jamoluk
3. https://pixabay.com/de/iphone-smartphone-anwendungen-410311/ Fotograf: JESHOOTS